Geschichte und Vorgeschichte
Im Herbst des Jahres
1996 beschloss eine Gruppe begeisterter
Rollenspieler und Fantasy-Freaks,
dem allgemeinen Trend entgegenzuwirken und dem
darbenden Fantasy-Genre
zu einer neuen Blüte zu verhelfen: Mit dem Streifen
"The Krynn-Canticle", einer
epischen Mischung aus Drachenlanze und
Slapstick der Marke Monty
Python, sollte dieses noble Ziel erreicht
werden...
Nun ja, um es kurz zu
fassen: Da der Film trotz mangelnder
Sprachkenntnisse sämtlicher Darsteller auf Englisch
gedreht wurde (schließlich sollten Margaret Weis und
Tracy Hickmann auch in
den Genuß des Streifens
kommen) und trotz des Drachenlanzen-Themas weder
Drachen noch fliegende Zitadellen aufweisen konnte
(man begnügte sich stattdessen mit Kreaturen wie dem
Todesritter "Lord Soth",
einem "solamnischen
Hasen", sowie der kultigen
"Slug of Satanas") war das Ergebnis
nicht wirklich ein Knüller. Zitate wie "Brother, be careful
whom you stick into" oder "Take your pompous
words and stick 'em where
the sun don't
shines" verdeutlichen
die zweifelhaften Qualitäten des Filmes relativ
gut...
Traurig, aber wahr: "The Krynn
Canticle" erwies sich
nach seiner Fertigstellung nicht gerade als ein
Top-Anwärter auf den Thron des "besten Fantasy-Films aller Zeiten"
(obwohl das Ergebnis bei weitem nicht so übel wie "Dungeons & Dragons - The Movie"
abschnitt...).
Trotz dieses nicht
gerade umwerfenden Einstands ins Filmgeschäft hatte
die Crew während der Dreharbeiten zum "Krynn Canticle" vieles
gelernt. Die wichtigste Einsicht lag vielleicht in
der Erkenntnis, den Faktor "Zeit" nicht mehr zu
unterschätzen - Immerhin mussten aufgrund von
zeitlichen Engpässen über 50 % des rund
zweistündigen Filmes an einem Nachmittag abgedreht
werden. In der Zukunft wollte man sich für solche
Unternehmungen mehr Zeit lassen, eine Tatsache, die
viele Leute, die schon seit Äonen auf den Release
von "Mandrake - Die
Erben von Bel Sammoth" warten, gut
bestätigen können (Das meint dich, Bastian Schick!). Außerdem hatte man
eine persönliche Vorliebe für lustige Nager,
Kunstblut und Gartenzwerge entwickelt...
Um beim neuen Film
strukturierter vorgehen zu können, beschäftigten
sich die Mandrake-Väter
(Ja, es waren wirklich alles Männer) zunächst
ausführlich mit der Materie - was zu mehreren
Monaten eifrigen Drehbuchschreibens führte. Schon
hier zeigte sich der Aufwand, der bei diesem Projekt
betrieben wurde: Allein der Nacho-Konsum
der Drehbuch-Sessions
übertraf die Produktionskosten des gesamten ersten
Filmes um das Dreifache. Immerhin konnte sich das
Ergebnis sehen lassen: Ein richtiges Drehbuch mit
allen Texten, Regieanweisungen sowie einer
Aufstellung der benötigten Requisiten war
entstanden. So hätte sich eigentlich jeder
Beteiligte gewissenhaft auf seinen Beitrag
vorbereiten können...
Die Dreharbeiten
begannen im Juni 1997. Ein Jahr später war die
letzte Szene im Kasten und zwei Kameras im
Eimer. Dann begann für Filmcrew und
Fangemeinde eine Zeit des Wartens. Schnitt und
Postproduktion zogen sich dermaßen in die Länge,
dass die Zahl derer, die nicht mehr an eine
Vollendung des Projektes glaubten, ständig stieg.
Nur Bastian Schick war festen Glaubens -
kein Wunder, fand doch an
seinem 200 Megahertz Rechner die
gesamte digitale Postproduktion statt. Pixel für
Pixel raxelte sich
unser tapferer Schnitter durch zig Stunden
Filmmaterial, um Spreu von Weizen zu trennen - stets
die Vision des großen Fantasyfilms
vor Augen. Effekte, die im fertigen Film Bruchteile
einer Sekunde dauern, forderten stundenlangen
Zeitaufwand und jede Menge Nerven - vor allem dann,
wenn der Rechner bei 99 % der Bearbeitungszeit
abrauchte.
Und doch - irgendwann
war es soweit: Zeitungsartikel und großformatige
Poster verkündigten mit einem Hauch von
Selbstherrlichkeit die Premiere von "Mandrake - Die Erben von Bel Sammoth"
- und das noch vor der Jahrtausendwende! In der
ausverkauften Aula des Rheinberger
Amplonius-Gymnasiums
wurde der Film einem bunt gemischten Publikum
vorgeführt. Neben Stars, Sternchen und Partyludern
befanden sich auch ernsthaft am Film interessierte
Zuschauer im Auditorium. Tosender Applaus am Ende
des Films ließ alle Verantwortlichen aufatmen: Die
Premiere war ein voller Erfolg. Geschicktere Geschäftsleute
hätten nun die Gunst der Stunde genutzt und eine
umfangreiche Merchandising-Kampagne gestartet, doch
genau hier kränkelte die Motivation der Filmemacher.
Immerhin befinden wir uns mittlerweile im dritten
Jahrtausend, und bisher ist noch nicht einmal eine
lumpige DVD erschienen - von Blu-ray und 3D-Version
ganz zu schweigen...
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